Ziegelhausen und Peterstal, Spaziergang am 20. Juli 2019
Wegegrundstücke am Kirchenberg östlich der Wilhelmsfelder und Peterstaler Straße

Bei warmem und überwiegend sonnigem Wetter führte der 24. Ziegelhausen Spaziergang an den Hang des Kirchenberges östlich der Wilhelmsfelder und Peterstaler Straße, ins erst 1834 gerodete Gewann Neurott. Nach dem Studium von aktuellen Katasterplänen und historischen Landkarten und anschließenden Nachforschungen im Vermessungsamt fanden die Recherchen bei einer gemeinsamen Begehung im Gelände ihren Abschluß. Es zeigte sich, daß es trotz 23 vorausgegangener Spaziergänge immer noch Neues zu Entdecken gibt. Auf den Katasterplänen [1] fallen einige verdächtig fußwegeförmige Grundstücke auf. Ihre Geschichte läßt sich alten Karten entnehmen. Der nördlichste der Wege, der an der Nordseite des Grundstücks des Sängerheims vom Arbeiter-Gesang-Verein Frisch Auf Peterstal entlangführt, ist bereits auf dem ältesten Plan von Peterstal aus dem Jahre 1793 [2] zu sehen, bezeichnt mit „Die Gräntze“. Gemeint ist damit der Grenzweg zwischen der kurfürstlichen „Cameral Waldung“ und der „Zent Waldung“. Die anderen vier Wege verbinden jeweils wichtige Kreuzungspunkte der Straßen, indem sie senkrecht zum Hang kurze Verbindungen abseits vom Autoverkehr bilden. Diese vier Wege waren Teil eines gut durchdachten Bebauungsplanes von 1950 [3]. Die Gemeinde Ziegelhausen hatte Grundstücke für die Anlage von Straßen und Fußwegen zugeschnitten und bereitgestellt. Umgesetzt wurde jedoch nur der Bau der Straßen. Dank der freundlichen Hilfe des Vermessungsamtes der Stadt Heidelberg ließ sich herausfinden, daß alle fünf Wegegrundstücke noch im Besitz der Stadt sind. Eine Begehung vor Ort sollte nun Klarheit über den Zustand dieser projektierten Wege schaffen.
Der Grenzweg (Gräntze) könnte eine schnelle Verbindung aus dem Steinbachtal in den Wald bieten. Zwischen dem Peter-Wenzel-Weg und dem Treppenaufgang gegenüber vom Apfelskopfweg gibt es heute keine Möglichkeit, aus dem Tal in den Wald zu kommen. Das Problem des Grenzweges ist aber, daß er nur fast bis auf die Wilhelmsfelder Straße hinabführt, das letzte Stück jedoch über privaten Grund verlaufen würde. Vermutlich bestand ein öffentliches Wegerecht auf privatem Grund. Dies könnte bereits ein Plan der Ziegelhäuser und Peterstaler Gemarkung von 1881 [4] nahelegen, wo der Weg in seinem untersten Teil nach Nordwesten abknickt. Ein Bebauungsplan von 1969 [5] sah eine andere Lösung für den unteren Teil des Weges vor, wurde jedoch wieder verworfen. Das Wegegrundstück (Nr. 52162) ist vorhanden, aber dicht zugewachsen. In verschiedenen Karten ist der Weg vorhanden, was dafür spricht, daß er vor wenigen Jahrzehnten noch begehbar war. Auch auf dem amtlichen Stadtplan ist der Weg als durchgehend eingezeichnet.
Nicht eingezeichnet ist dagegen die nächste Wegeverbindung südlich davon, der Treppenaufgang, der vom Kreuzungsbereich Wilhelmsfelder Straße / Apfelskopfweg / Kirchenbergweg und der Haltestelle Grüner Baum aus senkrecht hoch auf den Sitzbuchweg führt. Dies ist der einzige der fünf Wege, der heute tatsächlich existiert.
Der nächste Weg (Grundstück 51141) verbindet die Kreuzung Sitzbuchweg / Kirchenbergweg senkrecht am Hang mit der Kreuzung Ezanvillestraße / Am Bischoffsberg (Nord). Den Zugang von oben versperren zwei Versorgunskästen sowie ein Höhenunterschied in Form einer Mauer, der durch eine kleine Treppe überbrückt werden müßte. Nur ein geringer Teil ist zugewachsen. Von unten her ist der Weg frei. Es wäre wünschenswert, daß die Versorgungskästen an den Wegrand versetzt und der Weg hergestellt würde.

Als nächstes führt ein Wegegrundstück (51156) von der Kreuzung Sitzbuchweg / Ezanvillestraße senkrecht hinunter auf den Bischoffsberg (Süd). Das Grundstück wurde bis heute freigehalten. Von unten ist es durch ein Tor versperrt. Am oberen Ende besteht ein Höhenunterschied in Form einer Mauer. Wenige Stufen würden genügen, um diesen zu überbrücken. Der Weg ließe sich einfach herstellen.

Angenehm fällt die fußgängerfreundliche Ausgestaltung der beiden Spitzkehren am Sitzbuchweg auf. In beiden schneidet ein Treppen- und Fußweg die Kehre ab und gleichzeitig bietet eine Sitzbank in einer kleinen Grünanlage die Möglichkeit zur Rast.
Die Möglichkeit einer ähnlichen Ausgestaltung böte ein Fußwegegrundstück zwischen der Peterstaler Straße und dem Forlenweg, mit dem sich der sehr enge und unübersichtliche Beginn des Forlenweges umgehen ließe, wo Begegnungen mit Autos besonders unangenehm sind. Es besteht von unten eine intakte Treppe, die durch einen Jägerzaun verschlossen ist. Oben am Forlenweg wäre, wie schon bei anderen Wegen, der durch die Aufschüttung des Straßenkörpers entstandene und durch eine Mauer abgestützte Höhenunterschied mit einigen Stufen zu überbrücken. Zwei kleine, dreieckige Grundstücke, die an den Fußweg beiderseits angrenzen, gehören ebenfalls der Stadt und bilden eine kleine Grünanlage. Die Grundstücke wurden von der Stadt vor einigen Wochen zum Teil freigeschnitten. Dieses Fußwegegrundstück bildet übrigens den ursprünglichen Beginn des Forlenweges, wie dem Übersichtsplan von Ziegelhausen von 1881 [4] zu entnehmen ist. Die heutige Auffahrt existierte damals noch nicht.
Lebhafte Gespräche, auch mit orts- und geschichtskundigen Anwohnern, begleiteten den Spaziergang. Seinen Ausklang fand er mit einer Einkehr bei wohlverdientem, dem Wetter entsprechend angenehm kühlen Bier. Dabei wurden bereits neue Pläne geschmiedet.
Links:
2Generallandesarchiv Karlsruhe, Permalink: https://bit.ly/2MjBA5b
4Generallandesarchiv Karlsruhe, Permalink: https://bit.ly/31LMFj7
Link 1 führt zum Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
Link 3 und 5 liegen auf www.heidelberg.de/stadtplan danach weiter zu Bebauungspläne und dort die Adresse eingeben.