Aus aktuellem Anlass haben wir den Spaziergang in den Wald verlegt, und zwar in das für die geplanten Windkrafträder in Frage kommende Gebiet.
Es haben sich ja inzwischen einige Initiativen, Verbände und Parteien mit den Gegebenheiten vertraut gemacht und zu Wort gemeldet.
Wir waren diesmal zu unserer Überraschung nur eine kleine Gruppe, trotz der Brisanz des Themas.
Wir hatten Glück, dass uns Revierförster Lörsch durch das betroffene Gebiet führte, das von Ziegelhausen aus gut zu sehen ist: Es erstreckt sich über den gesamten Bergzug fast vom Langen Kirschbaum aus über das Münchel und den Lärchengarten bis zum Lammerskopf oberhalb des Neckars. 600 Hektar Wald sind es, die mit Windrädern bestückt werden sollen.
Der Wald als CO2-Speicher hat eine weltweit anerkannte Funktion bei der Abmilderung der Erderwärmung. Seine gesundheitsfördernde Bedeutung für den Einzelnen, seine positive Wirkung auf Körper und Gemüt durch „Waldbaden“ sind nicht hoch genug einzuschätzen.
Wir lernten auch einiges über die Bewirtschaftung des Waldes: Über die natürliche Verjüngung eines gesunden Mischwaldes durch Versamung statt Anpflanzung. Auch sollten nur große und hohe Stämme eingeschlagen werden. Unterholz sollte zur Speicherung des Regenwassers und als Lebensraum für Kleinlebewesen im Wald verbleiben. Im 3. Jahr in Folge haben selbst die Buchen mit Trockenheit zu kämpfen: Man sieht es an ihren schütteren Kronen, die auch vermehrt Früchte tragen, um ihre Überlebenschancen zu steigern.
Der Klimawandel zeigt sich deutlich durch das Absterben von Fichten, Lärchen und Kiefern. Man experimentiert verstärkt mit Anpflanzungen von Weißtanne und Douglasie z.B. Auch Edelkastanien haben sich bewährt.
Förster Lörsch machte uns auf viele Details zur Tätigkeit des Forstamtes aufmerksam, wie die Anhäufung von Steinen als Unterschlupf für Amphibien oder das Anlegen von kleiner Teiche als Laichgewässer und als Tränke für alle Waldtiere.
Es war interessant, die Topologie vor Ort zu erkunden und sich vorzustellen, wieviel Raum die geplanten Windräder beanspruchen würden: pro Windrad die Fläche eines Fußballfeldes. In dem bergigen Gebiet müssten Höhenunterschiede ausgeglichen werden, was weitere enorme Eingriffe in die Waldlandschaft bedeuten würde. Enorme Mengen an Beton müssten in den Waldboden eingebracht werden, die vermutlich über Schriesheim angefahren werden müssten.
Wir machten uns klar, wie die Windräder den Wald in eine Industrielandschaft verwandeln würden, machten uns die Größenverhältnisse bewusst: 70 Meter hohe Buchen im Verhältnis zu der Höhe der 250 Meter hohen Windräder.
Es wurde diskutiert über die unfragliche Notwendigkeit alternativer Energiegewinnung angesichts des Klimawandels und der notwendigen Begrenzung des CO2-Ausstoßes.
Die schwer zu berechnende Kosten-Nutzen-Rechnung angesichts der Naturzerstörung und in der Folge des Artensterbens machte uns nachdenklich. Wir blickten auf den Odenwald, das Quellgebiet des Bärenbachs und ins Tal, wo der Schafbach entspringt zwischen Ziegelhausen und Schönau: Dort sind bereits in Betrieb genommene Windräder bei Neckarsteinach/Grein zu sehen. Das Dilemma ist groß.
Ulrike und Rose