Die Initiative zum Erhalt des Fußwegenetzes in Ziegelhausen haben wir aus Überzeugung und aus Verbundenheit mit dem Zu-Fuß-Gehen gestartet. Anstoß war die Beobachtung, dass einige Fußwege mangels Pflege immer mehr zuwucherten, unbegehbar wurden und schließlich vom Verschwinden bedroht waren. Angesichts der Selbstverpflichtung der Gemeinde Heidelberg zur Nachhaltigkeit als Mitglied des Geo-Naturparks sollte jedoch alles getan werden, um das Zu-Fuß-Gehen zu erleichtern und attraktiv zu machen. Dies ist gleichzeitig auch ein Beitrag zum aktuell brisanten Thema Klimaschutz, ganz im Einklang mit Projekten wie „Wohnen leitet Mobilität an“.
Ziegelhausen ist der Stadtteil, in dem das Auto für die täglichen Wege am stärksten genutzt wird. Nach Umfrage-Ergebnissen einer „Heidelberg-Studie“ ist das Auto in Ziegelhausen wie auch in Schlierbach das Fortbewegungsmittel der ersten Wahl vor allen anderen Stadtteilen. Dies ist durch die besondere topographische Lage Ziegelhausens bedingt, dehnt sich der Ort doch weit in die Täler aus und zieht sich an den Hängen hoch. Dadurch verlaufen die meisten Straßen parallel zur Talsohle, während die Fußwege sie meist senkrecht verbinden und dadurch wichtige Abkürzungen für die Fußgänger darstellen.
Für Fußgänger ist die Benutzung der Straßen dagegen oft unangenehm: Die Straßen sind schmal, Bürgersteige oft zugeparkt oder sie fehlen gänzlich, und man ist vermehrt dem Autolärm und den Abgasen ausgesetzt. Zudem belasten die Siedlungserweiterungen im Hangbereich durch die damit verbundene Zunahme des motorisierten Individualverkehrs die weiter unten liegenden Wohngebiete: „Die Zufahrten in die neueren Wohngebiete erfolgen häufig über die historischen Bereiche in Ziegelhausen mit ihrem eng bemessenen Straßennetz. Dieses wird dadurch erheblich belastet.“
Neben dem Gesundheitsaspekt, den das Zu-Fuß-Gehen und das Treppensteigen im Freien darstellen, ist auch der Sicherheitsaspekt von Belang: Nach dem Kinderwegeplan sind nur sehr wenige Strecken in Ziegelhausen als so sicher eingestuft, dass sich Kinder auf ihnen gut zu Fuß im Ort bewegen können. Nach der bisherigen Praxis werden öffentliche Fußwege, die versperrt sind, schlicht aus dem Kinderwegeplan herausgenommen.
Das bestehende von den Straßen unabhängige Fußwegenetz zu erhalten und auszubauen ist ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Stadtteils – im Sinne einer Ökonomie der kurzen Wege und des Erhalts der lokalen Versorgungsstruktur. Es soll Anreiz sein, kürzere Wege auch zu Fuß zurückzulegen.
Nach Ansicht der Verfasser braucht es eine Wertschätzung des Zu-Fuß-Gehens im innerörtlichen Bereich. Das damit verbundene Umdenken hat bereits bei der Bevölkerung eingesetzt, muss aber auch von städtischer Seite aus gefördert werden. Sollten wir etwa nur die Archivare einer unwiederbringlich vergangenen Kultur der Fußwege und des Zu-Fuß-Gehens sein? Wir hoffen es nicht. Uns geht es darum, das Fußwegenetz als öffentliches Eigentum und schützenswertes Kulturerbe ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Wir wollen Respekt vor diesem wertvollen Kulturgut wecken und die Einsicht, dass dieser Wert – auch für folgende Generationen – erhalten werden sollte.